Ausstellung "Figuration"
Einem spannenden Thema widmet sich die Ausstellung „Figuration“, die vom 26. Juli bis zum 31. August 2025 in der StadtHausGalerie Sonthofen zu sehen ist: dem menschlichen Körper. Dieser ist mehr als nur Anatomie – er ist Ausdruck, Träger von Geschichte, Spiegel innerer Welten. Die Werke dreier renommierter Künstler setzen sich mit dieser komplexen Verbindung von äußerer Form und innerem Erleben auseinander: Prof. Erwin Senft, Manfred Heller und Sebastian Lübeck. In Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen untersuchen sie die Figur nicht nur als sichtbare Gestalt, sondern als Zugang zum Menschsein selbst.
Die Werke dieser Ausstellung analysieren und verwandeln den Körper – sie abstrahieren, fragmentieren, überformen. Dabei entsteht eine neue Sicht auf das Figurative: Die äußere Linie wird zum Träger psychischer Zustände, die Materialität der Skulptur zum Echo innerer Spannungen. In jeder Geste, in jeder Reduktion liegt ein Verweis auf das, was sich nicht direkt zeigen lässt – Angst, Verletzlichkeit, Erinnerung, Sehnsucht.
Figuration ist somit nicht nur ein künstlerisches Mittel, sondern ein Zugang zur Frage, was es heißt, Mensch zu sein. Die Grenze zwischen Körper und Seele, zwischen Innen und Außen, wird in den Werken immer wieder durchlässig.

Prof. Erwin Senft
- geboren 1926 in Neuhaus am Inn
- 1950–1956 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München
- seit 1957 freischaffender Maler
1960/61 Initiator, Gründungsmitglied und Organisator der - Künstlervereinigung Freie Münchner und Deutsche Künstlerschaft e. V.
- 1964 Seerosenpreis der Stadt München
- 1976–1992 Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg
- 1994 gestorben in München
„In der Serie subtiler Bleistiftzeichnungen schildert Erwin Senft das gleichrangige, friedliche Zusammenleben von Mensch und Tier in den Bauernmarktszenen. Er nimmt nicht die Distanz eines unabhängigen Betrachters oder Zeichners ein, sondern die Nähe mit persönlicher Anteilnahme ist seine Rolle inmitten des pulsierenden Treibens. Jedes Detail erfasst er mit großer Hingabe, auch wenn es noch so banal ist. Das Stoffliche der faltigen Rucksäcke mit ihren Lederschnallen und eine Unzahl bäuerlicher Geräte, wie verdrillte Hanfseile, geschmiedete Eisenringe, geflochtene Körbe, usw. schaffen eine Dichte und Kompaktheit, als wäre alles miteinander verschmolzen. Es entsteht eine Architektur aus Mensch- und Tierleibern geordnet … Ein Ringen um die adäquate, reale künstlerische Form, das Ringen nach dem Vollendetem ist in allen Blättern ablesbar.“
(aus Katalog Erwin Senft 1926-1994, Text: Hans Friedrich)

Manfred Heller
- 1956 geboren in Mengen/Württemberg
- 1981–1987 in Berlin ansässig,
danach Reiseleitungen in Südamerika / USA / Europa / Asien - Reisen von Alaska bis Feuerland Mongolei
- seit 2002 freischaffender Künstler in Straubing mit Atelier in Perkam – Radldor
- 2006 Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler, BBK Niederbayern
Manfred Heller schmiedet seine Skulpturen aus Eisen. Platten mit einer Stärke von 6 mm bearbeitet er an Esse und Amboss und schafft dabei anatomische Formen. Die einzelnen Elemente werden im Anschluss zur endgültigen Figur verschweißt.
Das Beschwerliche der Arbeit resultiert nicht nur aus dem Gewicht des Eisens, das mit der einen Hand gehalten und mit der anderen gehämmert werden muss, sondern auch aus der enormen Hitze, die ein Werkstück in dieser Größe abgibt, wenn es vollständig glüht.
Nur ständiges Zerstören des Erreichten und wieder neues Überarbeiten führen zu einem befriedigenden Ergebnis. Zu einem gelungenen Werk gehört es, dass jedes einzelne Element den gewünschten Ausdruck vermittelt und eine Identifikation mit dem Gesamtobjekt ermöglicht.
Der Zeitaufwand für die auf diese Weise geschaffene, lebensgroße Plastik beläuft sich auf zwei bis drei Monate. Der Titel verweist darauf, dass die Kunst sich ihre Inspiration von außerhalb des Raumes holt, den wir als unser ganzes Leben betrachten.

Sebastian Lübeck
- 1977 in Augsburg geboren
- 2001–2006 Studium freie Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Max Kaminski, Elke Krystufek und Thomas Zipp
- 2003–2004 Studienaufenthalt an der ENPEG La Esmeralda in Mexiko Stadt
- 2011 Gründung des Ausstellungskonzepts "contemporallye", das bis heute in unregelmäßigen Abständen ungewöhnliche Räume mit Kunst füllt
Die Frage „Wozu noch malen?“ beantwortet Sebastian Lübeck mit der klaren Antwort: „Ich habe nur noch das gemacht, worauf ich Lust hatte." Dazu gehörte, sich keine Gedanken mehr über den Hintergrund zu machen – also abkleben wie ein Handwerker und ausmalen.
Und das ist natürlich auch eine Position, eine radikale. Keine Hintergründe, das heißt: keine zweite Ebene, keine zusätzlichen Reflexionsräume, weniger Auseinandersetzung mit der Welt, in die er seine Figuren setzt. Diese befinden sich in Laboren. Und wie sie da, oft auch in gestreifter Hose, liegen, kann man sich schon die Frage stellen, ob es Lübeck nicht primär und überhaupt um die Farbe geht, die er vor allem bei den Figuren expressiv aufträgt, gerne auch mal verlaufen lässt und somit Formen sprengt.
Dieses grelle Gelb, dieses giftige Grün, das spiegelt sich oft an anderer Stelle wieder – vielleicht ist das ja auch nur eine abstrakte Farbkomposition, die vorgibt, figürliche Malerei zu sein.”
(Text: Richard Mayr)